Der Appetit wird als Verlangen nach Lebensmitteln definiert, während Appetitlosigkeit als Zustand der Unlust gegenüber Lebensmitteln beschrieben werden kann. Appetitlosigkeit kann in allen Altersgruppen auftreten, tritt jedoch insbesondere bei Vorschulkindern (zwischen 1 und 6 Jahren) häufiger auf. Es gibt keine einzige Ursache für Appetitlosigkeit. Viele organische (physische) und nicht-organische (psychische) Faktoren können zu Appetitlosigkeit führen. Daher sollten Kinder, bei denen Appetitlosigkeit vermutet wird, von einem Fachmann untersucht werden, um die zugrunde liegenden Ursachen zu ermitteln und die Behandlung entsprechend zu planen.
Organische Ursachen
Die organischen Ursachen für Appetitlosigkeit resultieren aus verschiedenen körperlichen und metabolischen Problemen im Körper. Angeborene Herzerkrankungen, neurologische Probleme, akute und chronische Infektionen, gastroösophageale Refluxkrankheit, Verdauungsstörungen, Mukoviszidose, chronische Leber- und Nierenerkrankungen sind einige der Krankheiten, die organische Ursachen für Appetitlosigkeit darstellen können.
Es ist bekannt, dass weniger als die Hälfte der Entwicklung der Appetitlosigkeit organische Ursachen hat. Durch verschiedene diagnostische und labortechnische Tests sollte untersucht werden, ob eine organische Ursache für die Appetitlosigkeit vorliegt, und falls ja, sollte die Behandlung dieser Krankheit oberste Priorität haben. Organische Ursachen werden im Folgenden unter verschiedenen Überschriften untersucht.
Parasiten und andere Magen-Darm-Infektionen:
Darmparasiten sind eine der Hauptursachen für Appetitlosigkeit bei Kindern. Parasiten können entweder direkt wirken oder durch die Verursachung metabolischer Probleme wie Eisenmangel und Vitamin-B12-Mangel zur Appetitlosigkeit führen. Wenn Ihr Kind neben Appetitlosigkeit auch Bauchschmerzen, nächtliches Sabbern und Juckreiz am Po hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass Parasiten die Ursache sind.
Auch Magen-Darm-Infektionen sind eine wichtige Ursache für Appetitlosigkeit bei Kindern. Bei diesen Kindern können neben der Appetitlosigkeit auch Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber auftreten.
Verstopfung:
Verstopfung, definiert als Schwierigkeiten beim Stuhlgang, ist besonders bei Kindern eine wichtige Ursache für Appetitlosigkeit. Wenn ein Kind neben Verstopfung auch Appetitlosigkeit hat, sollte zunächst die Verstopfung behandelt werden.
Schluckbeschwerden:
Schluckbeschwerden sind besonders bei Säuglingen und nicht sprechenden Kindern eine wichtige Ursache für Appetitlosigkeit und Nahrungsverweigerung. Die Ursache für Schluckbeschwerden können Nahrungsmittelallergien, gastroösophagealer Reflux oder strukturelle Anomalien der Speiseröhre und des Magens sein. In diesem Fall möchte das Kind nicht essen, da es beim Essen Schmerzen empfindet.
Entwicklungsverzögerung / neurologische Erkrankungen:
Bei Kindern mit strukturellen Störungen aufgrund neurologischer Schädigung können Appetitlosigkeit und Nahrungspräferenzen auftreten. Diese übermäßige Wählerischkeit und Unlust gegenüber Nahrungsmitteln können auf eine Verzögerung der motorischen Funktionsentwicklung zurückzuführen sein. Kinder, die aufgrund von Entwicklungsstörungen wählerisch sind und gegenüber bestimmten Lebensmitteln Appetitlosigkeit entwickeln, neigen dazu, feste Nahrung zu meiden.
Eisenmangel:
Bei Kindern kann Eisenmangel zu einer Verringerung des Appetits führen. Eine Studie in der Türkei ergab, dass bei einem Drittel der Kinder, die mit Appetitlosigkeit in die Kinderklinik kamen, Eisenmangel festgestellt wurde. Es wurde gezeigt, dass die Appetitlosigkeit, die durch Eisenmangel verursacht wird, durch die Erhöhung der appetithemmenden Hormone verursacht werden könnte. Bei Kindern mit Eisenmangel kehrte der Appetit nach einer Eisensupplementierung zurück.
Vitamin-B12-Mangel:
Zu den typischen Symptomen eines Vitamin-B12-Mangels gehören Vergesslichkeit, Herzklopfen, Schwäche, Stimmungsschwankungen, Aufmerksamkeitsdefizit, Kälteempfindlichkeit und Appetitlosigkeit.
Zinkmangel:
Ein Mangel an Zink, einem wichtigen Element für Zellwachstum und Immunfunktion, kann bei Säuglingen und Kindern zu Appetitlosigkeit führen. Zinkmangel ist eine häufige Ursache für Appetitlosigkeit, und es werden oft Zinkpräparate empfohlen.
Infektionen:
Allgemein kann Appetitlosigkeit bei allen Infektionskrankheiten (obere und untere Atemwegsinfektionen, Magen-Darm-Infektionen, Harnwegsinfektionen usw.) auftreten und kehrt nach der Genesung zurück. Das heißt, die Appetitlosigkeit, die durch akute Infektionen verursacht wird, ist vorübergehend. Bei chronischen Infektionen kann die Appetitlosigkeit jedoch anhalten.
Nicht organische/psychologische Ursachen
Nicht organische Ursachen sind Verhaltensmerkmale, die nicht mit einer körperlichen Krankheit verbunden sind. Beispiele hierfür sind unzureichendes Ernährungswissen der Familie, Pflegefehler oder Kommunikationsprobleme zwischen der betreuenden Person und dem Kind.
Die Gründe für die Appetitlosigkeit können emotionaler Natur sein, wie das Bedürfnis nach mütterlicher Fürsorge, das Zeigen von Wut gegenüber der Mutter oder das zunehmende Bedürfnis nach Autonomie. Vor dem Versuch, angemessene Ernährungsgewohnheiten zu etablieren, sollte psychologische Zufriedenheit gewährleistet werden.
Appetitlosigkeit, die aus psychologischen Gründen entsteht, beginnt häufig durch abnormale Ernährungspraktiken seitens der Familie oder der betreuenden Personen. Das Fortbestehen dieser Praktiken verstärkt die Appetitlosigkeit des Kindes und führt zu einem Teufelskreis.
Die häufigsten falschen Ernährungsgewohnheiten sind:
Die angeborenen Vorlieben für Nahrungsmittel und die Entwicklung der Geschmackserkennung des Kindes können das Akzeptieren bestimmter Lebensmittel erschweren. Druck auszuüben, wenn ein Kind neue Lebensmittel ablehnt, kann kontraproduktiv sein.
Es gibt Zustände, die mit Appetitlosigkeit verwechselt werden können, wie Nahrungsmittelangst oder wählerisches Essen.
Bei der Behandlung der Appetitlosigkeit sollten die Eltern davon überzeugt werden, dass das Kind ein eigenes Hunger- und Sättigungsgefühl hat. Falls keine organische Ursache vorliegt, können Ernährungsprogramme auf Basis der Bedürfnisse des Kindes erstellt werden.
Schlussfolgerung:
Appetitlosigkeit und wählerisches Essen sind häufige Probleme bei Kindern. Wenn organische Ursachen ausgeschlossen wurden, sollte ein auf das Alter des Kindes abgestimmtes Ernährungsprogramm erstellt werden.
Empfehlungen zur Appetitlosigkeit:
Appetitlosigkeit in der Kindheit kann das Ernährungsverhalten im späteren Leben beeinflussen. Daher sollten alle Ursachen frühzeitig untersucht werden.